Behindert – na und? e.V. unterstützt seit vielen Jahren behinderte oder chronisch kranke Menschen darin, selbstbestimmt zu leben.

Geschichte

Wie wurde Behindert – na und? e.V. zu dem, was es heute ist?

Es war im Jahr 1984, als in der Wuppertaler Volkshochschule ein Kurs mit dem Titel „Behindert – na und?“ angeboten wurde. Einmal in der Woche trafen sich drei Monate lang eine Hand voll Leute – Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung. Man/frau lernte sich kennen, tauschte sich aus und probte das „lockere Miteinander“.

Als sich der Kurs dem Ende zuneigte, wurde rasch klar: „Das kann nicht alles gewesen sein“. Also wurde als Fortsetzung des Volkshochschulkurses der gleichnamige Verein gegründet. Das Ziel war eindeutig definiert, es sollte ein Verein sein zur Durchsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderung.

So klar und deutlich dieses Ziel allen Beteiligten vor Augen stand, so vielseitig waren fortan die Themen, mit denen sich der Verein beschäftigte. Es ging nicht nur um altbekannte Themen wie nicht vorhandene Behindertenparkplätze, abzusenkende Bürgersteige, rollstuhlgerechte Zugänge zu öffentlichen Gebäuden usw. In den Mittelpunkt des Interesses rückte sehr bald die ganz konkrete, alltägliche Wohn- und Lebenssituation von den unmittelbar beteiligten, behinderten Menschen. Einige wohnten in einem Heim, andere noch bei ihren Eltern mit Ängsten vor dem „Danach“, wieder andere wurden zu Hause von großen Wohlfahrtsverbänden betreut, die diese Aufgabe „nebenher“ erledigten, was häufig ein anonymes Abgefertigt werden und Unzuverlässigkeit zur Folge hatte.

Schnell wurde deutlich, die freie Wahl der Wohn- und Lebensform war die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, hier musste und wollte der Verein seinen Schwerpunkt setzen. Denn erst wenn alltägliche Entscheidungen wie „Was möchte ich heute essen?“, „Wann möchte ich heute schlafen gehen?“, „Wie möchte ich mein Zuhause gestalten?“ selbstbestimmt getroffen werden können, ist eine Form der Gleichberechtigung erreicht, die eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben möglich macht.

Im Hinterhof eines der Gründungsmitglieder begannen wir also, unser Hauptziel zu verfolgen, nämlich die häusliche Unterstützung sicher zu stellen, und zwar verlässlich und je nach den individuellen Bedürfnissen.

Einige Jahre später hat sich der Verein professionalisiert, ohne allerdings die Überschaubarkeit des Ganzen aufzugeben und vor allem ohne den persönlichen Kontakt und Bezug zu den Menschen, die wir unterstützen, zu verlieren. Für die zukünftige Entwicklung unserer Arbeit haben wir nach wie vor viele Ideen und durch die alltäglichen Erfahrungen kommen immer wieder neue Themen hinzu. Unser Hauptziel hat sich in all den Jahren jedoch nicht verändert: Bei allem, was wir unternehmen, bleibt es nach wie vor unser wichtigstes Anliegen, durch unsere Arbeit zu zeigen, dass Menschen mit Behinderung willens und in der Lage sind, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Wir wollen Menschen dabei behilflich sein, ihre Fähigkeiten und Interessen zu verwirklichen, von der Welt zu sehen und gesehen zu werden. Denn erst, wenn es selbstverständlich wird, Menschen mit Behinderung zu Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunden usw. zu haben, nähern wir uns der Idee des Miteinanderlebens, die dem Vereinsnamen Behindert – na und? e.V. zugrunde liegt.

Der Verein Behindert – na und? e.V. hat sich seit seiner Gründung im Jahre 1984 das Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen und ohne Fremdbestimmung zu gestalten. Hierbei sehen wir die freie Wahl der Wohn- und Lebensform als eine grundlegende Voraussetzung für Gleichberechtigung, Eigenständigkeit und persönliche Entfaltung.

Wir wollen konkret: Menschen, die Assistenz benötigen, eine weitestgehende Autonomie vermitteln, Ressourcen des einzelnen Menschen fördern, die freie Wahl der Wohn- und Lebensform ermöglichen, Unterstützungsangebote bedarfsgerecht planen und fachgerecht durchführen, stationäre Unterbringung vermeiden, die Integration in die Gesellschaft, insbesondere in den Beruf oder die Schule, fördern, Angehörige und Bezugspersonen entlasten, für die Bewahrung der Privat- und Intimsphäre eintreten und Vorurteile und Unsicherheiten gegenüber Menschen mit Behinderung durch Information und Öffentlichkeitsarbeit abbauen.

Die Individualität eines Menschen mit Behinderung zu wahren und die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben voranzutreiben steht seit Beginn unserer Arbeit im Mittelpunkt unserer Tätigkeiten. Die Grundlage der Vereinsarbeit finden wir in der Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 9.12.1975, in der es heißt: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ (Artikel 3, Absatz 3, Grundgesetz). Bestätigt und aktualisiert werden unsere Ziele durch das seit dem 1. Mai 2001 gültige Gleichstellungsgesetz. Hier heißt es, dass behinderten Menschen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen sei und dabei „besonderen Bedürfnissen Rechnung getragen“ werden müsse.

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